Falscher Ehrgeiz

Häufigster Fehler im Training ist meines Erachtens "Falscher Ehrgeiz"

Vor allem in männlichen Trainingsgruppen kann man beobachten was damit gemeint ist:
  • Jeder Berg, jeder Hügel wird am Anschlag gefahren
  • Jedes Ortsschild wird zum Ortschildsprint genutzt
  • Jeder fremde Fahrer wird gnadenlos eingeholt und überholt



Die meisten Trainingsgruppen setzen sich doch aus sehr unterschiedlichen Fahrern zusammen. Nur in Profiteams oder Rennställen kann von eher homogenen Gruppen ausgegangen werden. In der Realität fahren doch in Rennradgruppen vom gut trainierten Frührentner bis zum neueingestiegenen Mittzwanziger, von der ehemaligen Rennradbundesligafahrerin bis zur jetzt mal mit dem Radsport anfangenden Frau alle mit.
Dies bedeutet, dass eine sehr heterogene Gruppe beisammen ist, die alle ihre Trainingsziele verwirklichen wollen.

Die gute Nachricht: "Es geht!"

Kommunikation, Rücksicht und Sozialkompetenz vor Egoismus.
Was ist gemeint:
  • die stärksten Fahrer gehen nach vorne in den Wind und fahren ein Tempo in dem auch die Schwächeren gut folgen können. 
  • Die Schwächeren akzeptieren diese Reihenfolge und reihen sich hinten ein und gehen nicht in den Wind.
  • An Bergen wird der Verband aufgelöst und jeder fährt sein individuelles Tempo und lässt sich nicht hetzen.
  • Die Stärkeren drehen nach erreichen des Gipfels sofort um, fahren zurück bis ein gutes Stück hinter den Letzten und fahren einen Teil des Berges nochmal.
  • Alle in der Gruppe verständigen sich über Trainingsziele und Fähigkeiten

Die schlechte Nachricht: "Es geht nicht!"

Egoismus, sehr individuelle Ziele, mangelnde Kompromissfähigkeit:
Was ist gemeint:
  • Ein Intervalltraining kann in einer gemütlichen Gruppenausfahrt nicht stattfinden.
  • Ein Fahrer der spezifisch für ein Rennen trainiert kann in einer Gruppenausfahrt kaum spezifisch trainieren.
  • Ungeduldiges Warten auf einem Berg sorgt in doppelter Weise für Probleme:
    • die wartenden, stärkeren Fahrer haben längere Erholungsphasen als die Schwächeren, die später kommen
    • die Schwächeren werden durch die Ungeduldigen an ihrer Erholung gehindert und in Stress versetzt.

Große Leistungsunterschiede

Sehr große Leistungsunterschiede lassen sich auf Dauer nicht in einer Gruppe vereinbaren, da weder die Schwächeren noch die starken Fahrer befriedigend im Training gefordert werden. Es ist dann besser die Gruppe aufzuspalten.

Dazu ein paar Möglichkeiten:
  • Gruppe von Beginn an aufspalten und auf die gleiche oder eine andere (etwas kleinere, flachere) Strecke schicken.
  • Gruppe am ersten Berg aufspalten: Bis zum Berg genießen die Schwächeren den Windschatten. Am Berg müssen die Stärkeren nicht zu lange warten und die Schwächeren können ihr Tempo fahren. Vorher muss geklärt sein wer in welche Gruppe gehört, damit niemand verloren geht.
  • Schnellere Gruppe auf einen Umweg schicken: Für die stärkeren Fahrer kann eine Schleife eingebaut werden, so dass sie später wieder auf die ursprüngliche Runde einmünden und den Rückstand zu den langsameren Fahrern aufholen können. Dies ist für beide Gruppen eine sehr motivierende Möglichkeit.
  • Prinzipiell könnten stärkere Fahrer an einem Berg auch Intervalle im EB oder SB Bereich fahren und danach in der Erholungsphase ein Stück zurück zu fahren. Dies bringt jedoch viel Unruhe in eine Gruppe, demotiviert die Schwächeren und erfordert hohe Konzentration auf den Straßenverkehr.

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